Du hast dir schwedische Qualitätsaktien wie Investor AB, Volvo Group, Essity, Telia oder Atlas Copco ins Depot gelegt. Allesamt solide Unternehmen mit stabilen Dividenden – genau das, was du als langfristiger Investor suchst. Vor allem die Volvo Group glänzt in manchen Jahren mit üppigen Sonderdividenden, die den Depotwert ordentlich anschieben können. Und auch Investor AB, die Beteiligungsholding der mächtigen Wallenberg-Familie, ist unter deutschen Dividendenfreunden längst kein Geheimtipp mehr.
Doch dann der Blick aufs Konto: Die angekündigte Dividende wurde ausgezahlt – aber der Betrag ist deutlich niedriger, als du es erwartet hast. Kein Rechenfehler, sondern System: Der Grund liegt im schwedischen Steuerrecht. Schweden zieht vorab 30 % Quellensteuer ab, noch bevor du einen Cent der Dividende siehst. Erst danach greift in Deutschland die Abgeltungsteuer – das macht unterm Strich fast 50 % Steuerbelastung auf deine Bruttodividende. Das ist besonders bitter, weil viele Anleger dachten, Schweden sei bei der Quellensteuer unkompliziert. Doch das stimmt leider nicht. Wie Frankreich oder die Schweiz muss man sich etwas bemühen, um 15 % der schwedischen Quellensteuer zurückholen – wenn du weißt, wie.
In Schweden gilt ein einfacher, aber für deutsche Anleger ärgerlicher Grundsatz: Alle Dividenden an ausländische Investoren werden mit 30 % Quellensteuer belegt – ohne Wenn und Aber. Anders als in einigen anderen Ländern wird hier nicht automatisch geprüft, ob ein Doppelbesteuerungsabkommen vorliegt. Das heißt: Auch wenn Deutschland mit Schweden vereinbart hat, dass nur 15 % Quellensteuer fällig sein dürfen, kümmert sich niemand darum – bis du selbst aktiv wirst.
Die Folge: Deine Dividenden von Volvo, Essity oder Atlas Copco kommen bereits mit 30 % Abzug bei dir an. Und dann will der deutsche Staat auch noch seine 26,375 % Abgeltungsteuer plus Solidaritätszuschlag. Das Resultat: Von einer Sonderdividende von 1.000 Euro bleiben dir im schlimmsten Fall nur etwas über 500 Euro – der Rest ist weg.
Doch: Du kannst dir die zu viel gezahlten 15 % aus Schweden zurückerstatten lassen. Der Prozess ist zwar etwas bürokratisch, aber mit etwas Geduld gut zu bewältigen – und bei regelmäßig gezahlten Dividenden lohnt sich der Aufwand über die Jahre richtig. Gerade wer hohe Beträge investiert oder auf Dividenden als passives Einkommen setzt, sollte auf keinen Fall auf diese Rückerstattung verzichten.
Wenn du dir die zu viel gezahlten 15 % Quellensteuer aus Schweden erstatten lassen willst, brauchst du drei Dinge: ein Formular, eine Ansässigkeitsbescheinigung und die Dividendenabrechnungen deines Brokers. Das Ganze schickst du anschließend nach Schweden – und bekommst dein Geld zurück.
1. Lade dir das Formular SKV 3740 herunter
Du findest es auf der Website der schwedischen Steuerbehörde unter https://www.skatteverket.se.
Wähle dort die Option „Ifyllnadsbar pdf“ und klicke auf „Ladda ner blankett“, um das Formular direkt am Computer auszufüllen.
2. Hol dir eine Ansässigkeitsbescheinigung
Diese bekommst du beim Finanzamt. Sie bestätigt, dass du in Deutschland steuerlich ansässig bist und daher Anspruch auf die Anwendung des Doppelbesteuerungsabkommens hast.
3. Sammle deine Dividendenabrechnungen
Dein Broker stellt dir für jede Dividendenzahlung eine Abrechnung zur Verfügung – wichtig sind hier die exakten Beträge und das Einbehaltungsdatum.
4. Sende alles per Post nach Schweden
Adresse:
Swedish Tax Agency / Kupongskatt
S-171 94 Solna
Sweden
Du hast dafür fünf Jahre Zeit, gerechnet ab dem Ende des Jahres, in dem du die Dividende erhalten hast. Heißt: Für Dividenden aus 2024 läuft die Frist bis Ende 2029.
Die Rückerstattung der schwedischen Quellensteuer ist kein Vergnügen – aber ein echter Renditeturbo. Wer regelmäßig Dividenden von Volvo, Investor AB oder Essity kassiert, kann sich mit einem einzigen Antrag oft mehrere Hundert Euro zurückholen. Und das völlig ohne Kursrisiko oder zusätzliche Investitionen – es ist dein Geld, das nur auf Rückforderung wartet.
Besonders für Dividendenstrategen, die langfristig auf skandinavische Aktien setzen, lohnt es sich, das Thema einmal sauber aufzusetzen. Wer clever ist, speichert das Formular und die Abrechnungen jedes Jahr ab und schickt alle Rückerstattungen gesammelt los – das spart Zeit und Nerven.
Und noch ein Tipp: Manche Broker unterstützen dich inzwischen bei der Antragstellung – frag einfach mal nach.