Manchmal kommt man spät zu den wirklich guten Dingen. So war es bei mir mit den wirklichen Klassikern des Investierens. Ich hatte schon vieles gelesen, gehört, ausprobiert – aber irgendwann wollte ich wissen, woher all die Grundideen stammen, die heute auf Instagram, YouTube oder in Finanzblogs immer wieder auftauchen. Buffet sagte dies, Munger sagte das, Grahem war ihr Lehrer. Also habe ich mir über Spotify das Hörbuch „The Intelligent Investor“ als Hörbuch angehört. Lieber spät als nie, einge von euch haben es über die Instagram-Stories mitbekommen.
Das Buch ist alt – klar. Es stammt aus einer Zeit, in der Aktienkurse noch in der Zeitung standen und nicht im Sekundentakt am Handy aufblinkten. Trotzdem ist es zeitlos. Benjamin Graham erklärt darin, warum man an der Börse vor allem sich selbst verstehen muss. Nicht die Kurse, nicht die Trends – sondern die eigene Reaktion darauf. Er war der Lehrer von Warren Buffett, und wenn man das Buch liest, merkt man schnell, wie viel Buffett übernommen hat: das Denken in Werten, das Ignorieren des Lärms, die Geduld.
Nach Graham kam bei mir der nächste Schritt: Warren Buffett selbst. Ich habe mir Interviews und Vorträge angehört, die alten Aktionärsbriefe durchgelesen und versucht zu verstehen, wie dieser Mann es schafft, über Jahrzehnte so konsequent ruhig zu bleiben.
Vielleicht liegt es auch an meinem Beruf. Ich bin Redakteur – gewohnt, täglich Dutzende Texte zu lesen, Studien zu wälzen, Daten und Fakten einzuordnen. Ich liebe das. Aber es ist auch ein Geschäft der Geschwindigkeit. Die Nachricht von heute ist morgen schon wieder irrelevant, weil eine neue Schlagzeile den eben noch geltenden Status quo einfach komplett auf den Kopf stellt. Diese ständige Beschleunigung lässt wenig Raum für Gelassenheit. Und genau das fasziniert mich an Buffett und Graham: Sie denken nicht in Stunden oder Tagen, sondern in Jahrzehnten.
Diese Haltung – ruhig bleiben, wenn alles um einen herum laut wird – zieht sich durch alles, was Buffett sagt. Und irgendwann landet man automatisch bei Charlie Munger, seinem kongenialen Partner. Auf Instagram wurde ständig „Poor Charlie’s Almanack“ vorgestellt, also hab ich’s mir gekauft. Und ehrlich gesagt: das war eines der lohnendsten Bücher, die ich je gelesen habe.
Es ist kein Ratgeber im klassischen Sinn. Es geht nicht darum, wann man kauft oder verkauft, sondern darum, wie man denkt. Munger erklärt, dass gute Entscheidungen aus einem Netz aus Denkmodellen entstehen – er nennt es ein „Latticework of Mental Models“. Wer die Welt aus mehreren Blickwinkeln sieht, erkennt Zusammenhänge, wo andere nur Chaos sehen.
Ein Kapitel, das mich besonders gepackt hat, war „The Psychology of Human Misjudgment“. Da geht es darum, warum Menschen so oft dumme Entscheidungen treffen – nicht aus Dummheit, sondern aus typischen Verhaltensmustern: Gruppenzwang, Bequemlichkeit, Angst, Gier. Munger beschreibt das so klar, dass man beim Lesen ständig denkt: „Ja, genau so bin ich auch schon reingetappt.“
Und dann dieser Satz, der hängen bleibt: „The big money is not in the buying or selling, but in the waiting.“ Das war für mich ein echter Aha-Moment. Ich hab verstanden, dass an der Börse nicht die Schnellsten gewinnen, sondern die Geduldigen. Seitdem sehe ich Rückgänge nicht mehr als Drama, sondern als Teil des Spiels. Ein Markt, der fällt, kommt irgendwann wieder – und dann stärker.
Früher war ich oft nervös, wenn Kurse fielen. Ich hab Charts gecheckt, News gelesen, mich verrückt gemacht. Heute bin ich ruhiger. Ich investiere in Unternehmen, nicht in Kurse. Und wenn die Märkte mal spinnen – na gut, dann halt mal ein paar Monate lang. Diese Bücher haben mir geholfen, mich nicht von der Stimmung anderer anstecken zu lassen.
Das ist auch das, was Buffett und Munger meinen, wenn sie von „Temperament“ sprechen. Gute Anleger sind nicht die, die am meisten wissen, sondern die, die am ruhigsten bleiben. Und das lernt man nicht aus Tabellen, sondern aus Erfahrung – oder aus Büchern, die genau das erklären.
Wenn man sich mit Vermögensaufbau beschäftigt, stolpert man immer wieder über dieselben Titel. Und das aus gutem Grund: Manche Ideen sind einfach zeitlos. Ich habe versucht, sie etwas zu ordnen – man muss ja nicht alles lesen, aber ein paar davon bleiben im Kopf.
Besonders hilfreich fand ich „Der reichste Mann von Babylon“ von George S. Clason. Klingt altbacken, ist aber brillant einfach: Spare regelmäßig, investiere mit Verstand, und gib weniger aus, als du verdienst. Punkt. André Kostolany bringt das Thema mit Humor: „Die Kunst, über Geld nachzudenken“ ist ein Buch, das Börsenpsychologie so charmant erklärt, dass man ständig schmunzelt.
Und dann gibt’s noch die neueren Stimmen: Morgan Housel mit „The Psychology of Money“ – vielleicht das ehrlichste Buch über Geld, das es gibt. Es zeigt, dass Reichtum weniger mit Rendite zu tun hat als mit Charakter. Oder Marc Lichtenfeld mit „Get Rich with Dividends“, der perfekt erklärt, wie man sich mit stetigen Dividendenzahlungen ein zusätzliches Einkommen aufbauen kann – ohne Stress, ohne Zockerei.
Ich selbst höre viele dieser Bücher auch einfach als Hörbuch. Nicht jedes bleibt hängen, aber manche Gedanken verändern den Blick aufs Geld dauerhaft.
Wer Lust hat, sich in einige dieser Bestseller reinzufuchsen, kann gerne über diesen Link in meiner kleinen Sammlung stöbern. Ihr müsst natürlich nichts kaufen – ist klar. Wenn aber jemand über den Link ein Buch bestellt, bekomme ich eine kleine Provision. Bei einem 20-Euro-Buch wären das etwa ein Euro als Dankeschön für mich. Ich würde es also überleben, wenn ihr nichts kauft .😄